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Home » Krankheitsbilder » Krebs » Krebs im Arbeitsalltag – ein Tabu?
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Offenheit und Respekt sind wichtig.

Susanne, Fachberaterin bei der pme Familienservice GmbH

Wer die Diagnose Krebs erhält, dessen Leben krempelt sich von heute auf morgen komplett um. Plötzlich sind da unzählige Arzttermine, Ängste, körperliche Beeinträchtigungen, die Sorge vor sozialer Ausgrenzung und finanzieller Überlastung. Wenn neben der Krankheit auch noch die Furcht dazukommt, im Job nicht mehr voll einsatzfähig zu sein, dann belastet das die Psyche unvorstellbar. Susanne war selbst an Krebs erkrankt. Im Interview spricht sie über die Herausforderungen und ihren beruflichen Neuanfang.

Wie war es, als die Diagnose gestellt wurde?

Als meine Tochter ein Baby war, entdeckte ich beim Stillen einen Knoten in der Brust. Meine Gynäkologin meinte, ich sei zu jung, es müsse mit dem Stillen zusammenhängen. Andere Ärzte sagten dasselbe. In einem großen Zentrum ging es dann schnell: Diagnose innerhalb einer Woche, zwei Wochen später Chemotherapie. Die dauerte ein halbes Jahr mit allen Nebenwirkungen. Danach wurden mir beide Brüste abgenommen und durch Implantate ersetzt. Dann war der Spuk vorbei und ich musste mich neu orientieren.

Was hat dich während der Therapie unterstützt?

Die Chemotherapie ist sehr anstrengend für den Körper und die Seele. Daher habe ich mich am meisten über ganz normale Dinge gefreut, z. B. über einen Anruf oder wenn jemand vorbeikam, um eine Runde zu schnacken. Sehr hilfreich war außerdem die Unterstützung durch Psychoonkologen.

Wie waren die Reaktionen deiner Teammitglieder auf die Diagnose Krebs?

Es war wertvoll, keinen Druck zu spüren. Ich durfte mir Zeit lassen, um in Ruhe zu heilen, körperlich und seelisch. Es gab aber auch Berührungsängste bei den Kolleginnen. Kontakt ist wichtig, um sich nicht sozial isoliert zu fühlen.

Warum hast du dich nach der Therapie beruflich neu orientiert?

Klar war, dass ich nicht weiter in der Kita arbeiten konnte. Die Chemotherapie beeinträchtigte meine Konzentration und Leistungsfähigkeit. Doch neue Möglichkeiten eröffneten sich. Mit Unterstützung habe ich mich beruflich neu orientiert. Jetzt arbeite ich beim pme Familienservice als zentrale Fachberatung für über 60 Kitas und Krippen bundesweit.

Was brauchen Menschen von ihren Arbeitgebern, um wieder gut oder neu im Job starten zu können?

Offenheit und Respekt sind wichtig. Man muss sagen können, wie es einem geht, ohne Angst vor negativen Reaktionen zu haben. Termine wie Nachsorgeuntersuchungen sollten kein Problem darstellen.

Wie ist es aktuell bei dir im Job?

Mein Team und Arbeitgeber zeigen großes Verständnis. Ich kann jederzeit sagen, wenn ich eine Pause brauche oder etwas nicht leisten kann. Offenheit über meine Sorgen, z. B. nach Nachsorgeuntersuchungen, ist jederzeit möglich.

Was braucht es, um über Krebs zu sprechen?

Krebs macht Angst und wird oft mit Tod assoziiert, aber das muss nicht so sein. Ich lebe mehr als vor fünf Jahren. Irvin Yalom sagt sinngemäß, die größte Angst ist die vor dem Tod, und wir können kaum darüber sprechen. Aber Krebs ist nicht unaussprechlich. Je mehr wir darüber sprechen, desto mehr Verständnis haben wir füreinander.

Wie können Personalverantwortliche krebserkrankte Beschäftigte bestmöglich unterstützen?

Dieser Leitfaden bietet praktische Tipps, um ein unterstützendes Arbeitsumfeld zu schaffen.

1. „Offene“ Gesprächsräume und / oder Vertrauensstellen im Unternehmen etablieren
2. Schulungen für Führungskräfte anbieten wie „Umgang mit schwer erkrankten Teammitgliedern“
3. Betroffenen Beschäftigten individuelle Unterstützung anbieten und weiteres Vorgehen konkret besprechen
4. Das Team einbeziehen (auf Wunsch)
5. Verschiedene Unterstützungsmaßnahmen im Unternehmen einführen wie Krisenberatungen, BEM-Beratung oder gesundheitliche Angebote
6. Sanfte Wiedereingliederung mithilfe von flexiblen Arbeitszeitmodellen wie Teilzeit, Mobile Office oder auch Workation ermöglichen
7. Schwere Erkrankungen und ihre Auswirkungen im Unternehmen thematisieren bspw. mit Fachvorträgen oder Kampagnen

#ÜberKrebsSprechen:

Mit der Kampagne ”Unaussprechlich?” rückt der pme Familienservice das Thema Krebs im Arbeitsalltag in den Fokus.

Mit kostenfreien Webinaren, Podcasts und Info-Artikeln erhalten Betroffene, Angehörige, HR-Verantwortliche und Führungskräfte Orientierungshilfen und Unterstützung im Umgang mit der Krankheit an die Hand.

Alle Informationen finden Sie unter:
www.pme.link/ueber-krebs-sprechen

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