Auch wenn die Angst vor einer Rückkehr des Krebses nie ganz verschwindet, weiß ich, dass mein Körper stark ist.
Mein Name ist Mira, ich bin 21 Jahre alt und habe das Gefühl, dass mein Leben gerade erst begonnen hat, obwohl ich schon mehr erlebt habe, als die meisten Menschen in meinem Alter.
Am 19. Januar 2010, als ich erst sechs Jahre alt war, wurde bei mir Leukämie diagnostiziert. Statt zur Schule zu gehen, wurde ich im Krankenhaus isoliert und mit Chemotherapie behandelt. Die Welt um mich herum brach zusammen, als ich die Nachricht erhielt. Die folgenden Monate waren ein Albtraum aus Krankenhausaufenthalten, Chemotherapie und schlaflosen Nächten. Ich erinnere mich noch gut an die langen Gespräche mit meinen Ärzten und die besorgten Blicke meiner Familie. Vor allem meine Mutter war immer an meiner Seite, während meine beiden älteren Brüder, trotz strenger Besuchsregeln, so oft wie möglich zu Besuch kamen.
Ein halbes Jahr nach der Diagnose besuchte mich José Carreras im Münchner Universitätsklinikum Schwabing. Um mich abzulenken, spielte der Startenor mit mir Memory und mit meinen Kuscheltieren. Ein großes Hobby von mir war das Malen, und gemeinsam mit José Carreras besuchte ich das Atelier eines Münchner Malers. Trotz Komplikationen wie einer Blutvergiftung konnte ich den Krebs besiegen. 2012 war die Chemotherapie für mich erfolgreich beendet.
Dank der engagierten Lehrerin im Krankenhaus hatte ich die ersten Klassen der Grundschule nicht verpasst und konnte wieder mit meinen Freundinnen in die dritte Klasse gehen. Während meiner Krankheit lernte ich viele junge Menschen kennen, die Ähnliches durchmachten. Diese Begegnungen haben mich tief geprägt. Jedes Jahr besuchte ich ein Camp für junge Krebspatienten, wo ich Freundschaften schloss und von den Erfahrungen anderer lernen konnte. Diese Gemeinschaft gab mir Hoffnung und zeigte mir, dass ich nicht allein bin.
Als ich achtzehn wurde, machten mir meine Brüder ein besonderes Geschenk: ein Tattoo mit dem Wort ”Survivor”. Es sollte meine Stärke und meinen Überlebenswillen symbolisieren. Die Tätowierung war klein und unauffällig, aber für mich war sie ein starkes Zeichen meiner Reise und meines Triumphes über die Krankheit. Jetzt, wo ich den Krebs besiegt habe, stehe ich vor neuen Herausforderungen. Ich habe im letzten Jahr die Schule beendet und das Studium angefangen. Ich weiß noch nicht genau, was die Zukunft für mich bereithält, aber ich habe Träume.
Einer davon ist, Schauspielerin und/oder Filmregisseurin zu werden, da ich ein großer Filmliebhaber bin. Außerdem liebe ich es, in andere Rollen zu schlüpfen und Geschichten zu erzählen. Wenn das nicht klappt, möchte ich vielleicht Grundschullehrerin werden. Kinder zu unterrichten und ihre Neugier zu wecken, scheint mir eine erfüllende Aufgabe zu sein. Die Erinnerungen an die dunklen Zeiten sind noch da, aber sie machen mir nichts mehr aus. Ich habe gelernt, das Leben zu schätzen und die kleinen Momente zu genießen. Und auch wenn die Angst vor einer Rückkehr des Krebses nie ganz verschwindet, weiß ich, dass mein Körper stark ist und ich diesen Kampf schon einmal gewonnen habe. Den Kontakt zu José Carreras und der José Carreras Leukämie-Stiftung habe ich über all die Jahre gehalten und bin sehr dankbar, dass sie sowohl während meiner Erkrankung als auch danach für mich da gewesen sind.
Nachzulesen sind weitere Schicksale von Patient:innen mit Leukämie auf der Website der Deutschen José Carreras Leukämie-Stiftung auf www.carreras-stiftung.de/patientengeschichten
Die ergreifenden Erfahrungen starker Menschen, die sich dem Kampf gegen Leukämie oder anderen verwandten bösartigen Blutkrankheiten stellen mussten oder müssen, sollen anderen Betroffenen Mut machen.