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    „Sonnenschutz muss dazugehören wie das tägliche Zähneputzen!“

    Foto: Michael Heinz

    Dass Sonne auch krank machen kann, muss in unseren Köpfen ankommen.

    Susanne Klehn stand am Anfang ihrer Karriere als Journalistin und Fernsehmoderatorin, als eine Hautkrebserkrankung sie im Alter von nur 27 Jahren zur Vollbremsung zwang. Sie erzählte uns, wie sie diese schwere Zeit überstanden hat, wie ihr Weg zurück in den Alltag aussah und wie sie schon Kitakindern dabei helfen möchte, verantwortungsvoll mit ihrer Haut umzugehen.

    Liebe Frau Klehn, mit 27 Jahren denkt man an vieles, aber nicht an Krebs. Wie wurde Ihre Erkrankung festgestellt und was hat die Diagnose mit Ihnen gemacht?

    Ich hatte am Rücken einen Leberfleck, den mein damaliger Freund entdeckt hat. Er hat mir buchstäblich das Leben gerettet. Ich selbst hätte diese Hautveränderung nie gesehen, das war also ein sehr glücklicher Zufall. Eigentlich bin ich eher aus Eitelkeit zum Hautarzt gegangen, um mir den Leberfleck entfernen zu lassen. Nur wenige Tage nach dem Eingriff habe ich die Diagnose malignes Melanom (Schwarzer Hautkrebs) bekommen. Das war natürlich ein riesiger Schock, ich habe mich gefühlt wie im falschen Film. Ich habe begriffen, dass das bedeuten kann, dass mein Leben vorbei ist, aber es hat sich sehr surreal angefühlt. Ich dachte direkt: „Das kann es jetzt nicht gewesen sein!“ Und diese Einstellung hat mich in gewisser Weise geschützt und mich durch meine Therapie getragen, die sehr langwierig war.

    Wie sah danach ihr Alltag aus und wie wurde die Erkrankung behandelt?

    Zunächst war ich einige Zeit im Krankenhaus, denn der Tumor wurde erstmal großflächig entfernt. Die OP war nicht ganz easy, ich hatte eine große Wunde, die verheilen musste. Danach ging es zur Anschlussheilbehandlung, und daran schloss sich eine anderthalb Jahre dauernde Interferonbehandlung an. Das bedeutete, dass ich mich dreimal in der Woche selbst spritzen musste. Die Nebenwirkungen waren bei mir verheerend: Es fühlte sich an, als hätte ich eine dauerhafte Grippe. Zudem hatte ich starke depressive Verstimmungen. Ich konnte nicht arbeiten, was für mich sehr schlimm war. Ich stand ja gerade am Anfang meiner Laufbahn und war dabei, mir eine Karriere aufzubauen! Trotzdem habe ich immer versucht, mich zu beschäftigen. Ich habe in der Zeit meinen Führerschein gemacht, habe Freundschaften gepflegt und mich mit meiner neuen Identität als Patientin „angefreundet“. Manchmal habe ich es aber auch kaum geschafft, rauszugehen. Gute und schlechte Tage wechselten sich ab.

    Mit welchen Begleiterscheinungen hatten Sie zu kämpfen, und haben Sie eine Möglichkeit zur Linderung gefunden?

    Die Schmerzen habe ich mit Schmerzmitteln bekämpft. Aber ganz wichtig war es, dass ich mich selbst nicht aufgegeben habe. Die mentalen Auswirkungen sind nicht zu unterschätzen, denn schließlich kämpfte ich jeden Tag um mein Leben. Deswegen appelliere ich an jeden, den ein ähnliches Schicksal ereilt, sich psychoonkologische Unterstützung zu holen! Das steht jedem und jeder Betroffenen zu und man sollte sich auf keinen Fall scheuen, das in Anspruch zu nehmen. Das gilt übrigens auch für die Angehörigen von Betroffenen!

    Wie hat Ihr Umfeld auf die Diagnose reagiert?

    Ich bin von Anfang an absolut transparent mit der Situation umgegangen und hatte riesiges Glück mit meinem Umfeld. Damals war ich freiberuflich tätig, aber mein ganzes Team hat mir direkt versichert, dass sie mit mir durch diese Zeit gehen. Das ist nicht selbstverständlich. Als ich dann anderthalb Jahre später wieder gesund war, konnte ich direkt zurückkommen und dort weitermachen, wo ich aufgehört hatte. Das werde ich meinem Team nie vergessen!

    Was hat Ihnen dabei geholfen, diese schwere Zeit zu überstehen?

    Ich habe mir Inseln geschaffen, mir Aufgaben gesucht und mir quasi einen künstlichen Arbeitsalltag kreiert, damit ich eine Tagesstruktur beibehalten konnte. Sonst zerfasert der Alltag ganz leicht und man steht schnell in der Gefahr, sich selbst so leid zu tun, dass einem die Kraft für den Kampf ums Überleben fehlt. Dabei hat mein Umfeld mich unterstützt, wo es nur ging.

    Sie machen sich seit Jahren stark für eine umfassende Hautkrebsprävention: Was ist Ihrer Meinung nach wichtig, um schon junge Menschen dafür zu sensibilisieren?

    Der wichtigste Punkt ist, dass man sich der Gefahr stets bewusst sein sollte. Das ist natürlich nicht einfach, denn wie soll man den schönen Sonnenschein als Gefahr wahrnehmen? Man muss sich nur an die eigene Kindheit erinnern: Gebräunt zu sein, hieß gesund zu sein! Früher erzählte man ja sogar noch ganz verquere Ammenmärchen, zum Beispiel, dass Besuche im Solarium das Immunsystem und die Haut stärken würden. Was für ein ausgemachter Blödsinn! Dass Sonne auch krank machen kann, muss in unseren Köpfen ankommen, schon bei den Kleinsten.

    Deswegen engagiere ich mich seit Jahren in der Deutschen Krebshilfe, zum Beispiel für das KitaProjekt „Clever in Sonne und Schatten“.

    Sonnenschutz muss dazugehören wie das tägliche Zähneputzen! Wenn also die Sonne scheint, dann müssen Sonnencreme, Kopfbedeckung und Aufenthalte im Schatten ganz normal sein. Das funktioniert bei Kindern wunderbar! So können sie die Freude am Sonnenschein beibehalten, ohne sich dabei möglichen Gefahren auszusetzen. Und für Jugendliche und Erwachsene habe ich eine ganz klare Botschaft: Bitte fangt gar nicht erst mit dem Solarium an! Das ist eine Gesundheitsstörung auf Raten. Integriert den Sonnenschutz in eure Beauty-Routine. Denn das verhindert eine frühzeitige Hautalterung und kann Leben retten!

    Bösartige Muttermale erkennen?
    Die ABCDE-REGEL

    A = Asymmetrie:
    Hat das Muttermal eine gleichmäßige runde/ovale Form? Oder erscheint dieses ungleichmäßig/ asymmetrisch?

    B = Begrenzung:
    Sind die Ränder scharf begrenzt und glatt? Oder wirken diese verwaschen?

    C = Colour (engl. Farbe):
    Ist die Farbe gleichmäßig? Oder schwankt die Farbe und sind Punkte im Muttermal zu finden?

    D = Durchmesser:
    Ist das Muttermal kleiner als drei bis fünf mm?

    E = Erhabenheit:
    Ist die Haut glatt? Oder erscheint der Fleck mehr als ein mm höher als die umliegenden Hautareale?

    Wichtig ist, die Haut min. ein Mal im Monat selbst nach der ABCDE-Regel zu untersuchen und bei Veränderungen den Hautarzt aufzusuchen.

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