Gerade bei einem so intensiv erforschten Thema wie der Immunschwächekrankheit Aids gibt es immer wieder neue Erkenntnisse und neue Therapien. In der Vergangenheit erworbenes Wissen veraltet hier besonders schnell. Selbst wer in diesem Bereich arbeitet, muss viel Zeit in die notwendige Fortbildung investieren.
Die meisten Leserinnen und Leser haben vermutlich in der Schule erstmals umfassend von HIV und Aids gehört. Hinzu kamen Aufklärungsmaterialien der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und sporadische Medienberichte. Wer HIV und Aids heute aufgrund dieser teilweise jahrzehntealter Informationen beurteilen soll, zieht oft falsche Schlüsse. Schwierig wird es, wenn diese falschen Vorstellungen herangezogen werden, um einzuschätzen oder zu entscheiden, wie man mit HIV-positiven Menschen zusammenleben kann.
Bis zur Vorstellung der antiretroviralen Dreifachtherapie im Jahr 1996 war es richtig anzunehmen, dass HIV-positive Menschen mehrere Jahre nach ihrer Infektion sterben würden. Wer dieses Wissen von damals nicht aktualisiert hat, wird jeden HIV-positiven Menschen auch heute noch als todgeweiht betrachten. Aktuelles Wissen ist jedoch: Wer heute kurz nach seiner HIV-Infektion erfolgreich therapiert wird, hat höchstwahrscheinlich eine so hohe Lebenserwartung wie nicht mit HIV infizierte Menschen. Wenn die Therapie die Viruszahl im Blut unter die medizinische Nachweisgrenze senkt, können HIV-positive Menschen das HI-Virus auch beim Geschlechtsverkehr nicht weitergeben und sich ihren Kinderwunsch erfüllen.
Dieses Wissen befreit von der Angst vor HIV und Aids. Es befreit HIV-positive Menschen, aber vor allem auch uns alle. Denn wir wissen nun, dass wir unbefangen mit HIV-positiven Menschen zusammenleben können.