Als Skoliose wird eine dreidimensionale Verdrehung der Wirbelsäule bezeichnet. Sie tritt meist während des Wachstums auf, häufig vor oder in der Pubertät und kann schwerwiegende Folgen haben, da sie unbehandelt meist chronisch fortschreitet und die Beweglichkeit immer mehr einschränkt und manchmal Folgekrankheiten verursacht.
„In der Anfangsphase lässt sich eine leichte Skoliose oft allein mit Krankengymnastik behandeln, später kann ergänzend eine speziell angepasste Korsetttherapie in der kindlichen und jugendlichen Wachstumsphase das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten“, erklärt Prof. Dr. Thomas Niemeyer, Chefarzt des Wirbelsäulen- und Skoliosezentrums an der Asklepios Paulinen Klinik in Wiesbaden.
Wurden bislang vorwiegend Teenager behandelt, um ein Fortschreiten der Skoliose zu vermeiden, melden sich inzwischen immer mehr ältere Frauen bei Prof. Niemeyer. Die Wirbelsäulenverkrümmung kann in jedem Alter Beschwerden verursachen und so leidet inzwischen jeder zehnte Patient unter einer „adulten Skoliose“. Die tritt oft gemeinsam mit Hüftbeschwerden auf. Während bei Jugendlichen der Grad der Verkrümmung und die Phase des Skelett Wachstums für die Therapie entscheidend sind, ob konservative Maßnahmen wie Krankengymnastik, Korsett und Sport ausreichen oder eine operative Korrektur notwendig wird, hängt es bei den älteren Patienten ain erster Linie vom Ausmaß der Beschwerden ab. Die Einschränkung der Lebensqualität ist der entscheidende Parameter bei der Wahl der Therapie.
Bis heute ist eine genaue Vorhersage über den Verlauf der Skoliose bei jungen und alten Menschen nicht möglich. Viele Betroffene wünschen aus ästhetischen Gründen eine Behandlung und ab einem so genannten Cobb-Winkel von 40° oder mehr drohen unbehandelt zusätzlich Folgeprobleme wie vorzeitige Abnutzung der Wirbelsäule, Schmerzen und Einengung innerer Organe.
Großen Wert legt Niemeyer auf eine ganzheitliche Diagnostik und Therapie der Skoliose, bei der modernste Technik mit umfassendem Wissen, chirurgischer Expertise und langjähriger Erfahrung in der Skoliose Behandlung zusammenwirken. Mit dem sogenannten EOS®-System verfügt das Zentrum über eine innovative, strahlenreduzierte Röntgentechnologie zur 3D-Aufnahme der ganzen Wirbelsäule, berichtet Niemeyer: „Wir bieten unseren Patienten eine noch höhere Sicherheit und wir können uns ein Gesamtbild der Skoliose machen, um unsere Behandlungsstrategie entsprechend auszurichten.“ Schließlich betreffe eine Skoliose nicht nur die Wirbelsäule, sondern wirke sich auch auf die Haltung des Beckens und auf die Beinachsen aus.
Ein großer Vorteil der Technik ist die Aufnahme im Stehen, da sich in dieser Position die stärkste Krümmung der Wirbelsäule zeigt, während eine Skoliose im Liegen flacher erscheint und so leicht unterschätzt wird. Ausschlaggebend für die Therapieplanung ist neben der stärksten Krümmung die Verdrehung der Wirbelkörper. Der 3D-Scanner des durchleuchtet den gesamten Körper zugleich von vorn und von der Seite. So dauert die komplette Untersuchung eines Erwachsenen etwa 20 Sekunden, bei Kindern geht es abhängig von der Körpergröße noch schneller.
Anhand dieser Aufnahmen können die Wiesbadener Experten ein exaktes 3D-Modell des Skeletts ihres Patienten errechnen, die Skoliose aus allen Winkeln untersuchen und die Operation noch exakter planen.
Was sich im Einzelfall durch eine Operation erreichen lässt, hänge immer auch vom Alter und Zustand der Patienten sowie der Ausprägung der Deformität ab, betont Niemeyer: „Unser Ziel ist immer, mit einer möglichst kurzen Versteifungsstrecke die bestmögliche dreidimensionale Korrektur zu erreichen, damit wir unsere Patienten mit einer verbesserten Lebensqualität und „Gerade“ für das Leben entlassen können.