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    COPD. Bessere Lebensqualität dank medizinischer Fortschritte

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    COPD ist eine chronische Erkrankung der Lunge, die fortschreitend die Lunge schädigt und die Lebensqualität Betroffener stark einschränken kann. Welche neuen Behandlungsmöglichkeiten es gibt und wie sich Betroffene besonders in der Erkältungszeit schützen können, erklärt Prof. Dr. Claus Franz Vogelmeier.

    Univ.- Prof. Dr. Claus Franz Vogelmeier

    Direktor der Klinik für Pneumologie des Universitätsklinikums Marburg

    Foto: Privat

    Wir können die Situation der Patienten heute durchaus substanziell verbessern. Wir kombinieren dabei nicht-medikamentöse mit medikamentösen Therapieverfahren.

    Immer mehr Menschen leiden weltweit an der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD. Was sind die Ursachen für die Erkrankung?

    Die Ursachen sind in verschiedenen Regionen der Welt unterschiedlich. Bei uns ist die Hauptursache aktives Rauchen. In anderen Regionen der Welt ist es Biomassenexposition, d. h. es wird in Räumen gekocht, die keinen Kaminabzug haben. In wieder anderen Regionen kann eine COPD nach einer Tuberkuloseerkrankung entstehen. Zudem können Faktoren wie eine Frühgeburtlichkeit, frühkindliche Infekte, genetische Faktoren oder auch eine beruflich bedingte Belastung durch Gase, Stäube oder Dämpfe eine Rolle spielen.

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    Was sind die Symptome und welche Risikofaktoren können das Entstehen einer COPD begünstigen?

    Leider sind die Symptome unspezifisch. Betroffene leiden typischerweise an einer durch körperliche Belastung ausgelösten Atemnot. Andere Betroffene zeigen Symptome einer chronischen Bronchitis mit Husten und Auswurf, aber das betrifft nicht alle Patienten. Bei etwa 80 Prozent der Betroffenen hier in Deutschland ist das aktive Rauchen die Hauptursache. Bei den verbleibenden 20 Prozent der Patienten, die nicht rauchen, konnten wir den Entstehungsmechanismus bisher noch nicht entschlüsseln. Wir vermuten, dass z. B. wiederholte Infekte im frühen Kindesalter oder eine Frühgeburtlichkeit eine Rolle spielen könnten, da diese die Lungenreifung beeinträchtigen und ggf. das Entstehen einer COPD im späteren Leben begünstigen können.

    Die Möglichkeiten im Bereich der COPD-Therapie entwickeln sich fortlaufend weiter: Welche bedeutenden Fortschritte wurden erzielt?

    Wir können die Situation der Patienten heute durchaus substanziell verbessern. Wir kombinieren dabei nichtmedikamentöse mit medikamentösen Therapieverfahren. Bei den nichtmedikamentösen Verfahren spielen körperliche Bewegung, Rehabilitationsmaßnahmen, Rauchentwöhnung und Schutzimpfungen eine wesentliche Rolle. Bei den medikamentösen Optionen werden Medikamente eingesetzt, die die Bronchien weiter machen.

    Hier wird heute typischerweise eine Kombination aus zwei Substanzgruppen eingesetzt, die an unterschiedlichen Rezeptoren ansetzen und sich in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken. Wenn Betroffene unter dieser Therapie immer noch unter akuten krisenhaften Verschlechterungen (sog. Exazerbationen) leiden, kann zusätzlich ein inhalierbares Kortison-Präparat zum Einsatz kommen (sog. Triple-Therapie).

    Die Ergebnisse der letzten Jahre zeigen, dass man unter Einsatz dieser Triple-Therapie die Mortalitätsraten senken konnte. Wir hatten bisher das Problem, dass bei manchen Patienten unter der Triple-Therapie immer noch Exazerbationen auftraten.

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    Für diese Betroffenen hatten wir bisher Schwierigkeiten in der weiteren therapeutischen Betreuung. Es gab bisher nur zwei Substanzen, die zum Einsatz kommen konnten: Zum einen die Behandlung mit einem Antibiotikum, das aber durchaus relevante Nebenwirkungen hat und zur Bildung resistenter Mikroorganismen führen kann. Zum anderen konnten wir einen sogenannten Phosphodiesterase-4-Hemmer einsetzen, die ebenfalls Nebenwirkungen speziell im Verdauungssystem nach sich ziehen können. Daher werden diese beiden Substanzen eher selten eingesetzt. Es gab also einen hohen medizinischen Bedarf für Patienten, die bereits eine optimale inhalative Therapie bekamen und trotzdem noch Exazerbationen hatten.

    Seit Juli 2024 ist nun ein rekombinanter, humaner, monoklonaler IgG4-Antikörper für die Behandlung dieser Patienten zugelassen, der zu den sogenannten Biologika zählt. Dieser Antikörper wirkt gut bei einer Typ-2-Inflammation, also bei einer chronischen Entzündung, die gekennzeichnet ist durch eine erhöhte Anzahl an eosinophilen Granulozyten. In zwei großen Studien konnten wir feststellen, dass Patienten, die bereits mit der Triple-Therapie behandelt wurden, trotzdem noch Exazerbationen hatten, Symptome einer chronischen Bronchitis und erhöhte eosinophile Granulozyten aufwiesen, unter Therapie mit diesem Biologikum signifikant weniger Exazerbationen hatten.

    Zudem ging es den Betroffenen wesentlich besser, sie hatten eine deutlich gesteigerte Lungenfunktion. Das ist ein bedeutender medizinischer Fortschritt, da die Lebensqualität Betroffener in einem relevanten Umfang verbessert werden kann.

    Es kommt der Herbst und Winter. Was bedeutet das vor allem für Betroffene und was ist besonders in Bezug auf Schutzimpfungen empfehlenswert?

    Es gibt inzwischen umfangreiche Impfempfehlungen der STIKO für Menschen mit Atemwegserkrankungen, insbesondere mit COPD. Das umfasst Pneumokokken, Influenza, Keuchhusten, COVID und Herpes Zoster. Neu hinzugekommen ist die Empfehlung zur RSV-Impfung: Denn das RS-Virus ist einer der wesentlichen Verursacher von Exazerbationen bei COPD-Patienten und ist mit einer signifikanten Mortalität verknüpft. Zudem können wir auch aus der Corona-Zeit lernen. Denn während dieser Zeit ist die Zahl der Exazerbationen bei COPD-Betroffenen deutlich zurückgegangen. Wenn man sich also selbst vor Atemwegsinfektionen z. B. durch das Tragen einer Maske schützt und Kontakte mit erkrankten Menschen meidet, kann man das Risiko für eine Verschlechterung des eigenen Zustandes enorm verringern. Das Tragen einer Maske im Winter, z. B. im Nahverkehr, ist also durchaus sinnvoll für COPD-Betroffene.

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