Sandra Völker hat über 50 internationale Medaillen bei Olympischen Spielen, Weltmeisterschaften und Europameisterschaften gewonnen. Im Interview spricht die Weltklasseschwimmerin über den ersten Schock, als sie von ihrer Asthmadiagnose erfuhr, und erklärt, warum es immer wichtig ist, zweigleisig zu fahren.
Sandra Völker
Weltklasseschwimmerin mit über 50 internationalen Medaillen
Im Olympiajahr 2000 wurde bei Ihnen Asthma festgestellt. Wie kam es zur Diagnose? Hatten Sie (plötzlich) Probleme mit der Atmung?
Ich hatte schon vorher Probleme. Unter Belastung habe ich kaum Luft bekommen, ich hatte das Gefühl, mein Hals macht zu. Aus diesem Grund dachte ich anfangs auch, dass es etwas mit dem Hals zu tun hat. Asthma hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Ich habe meinem Physiotherapeuten davon erzählt und der hat mir einen Termin im Krankenhaus gemacht. Dort wurden verschiedene Tests gemacht, doch ohne Diagnose. Erst einige Monate später habe ich durch einen Histamintest die Diagnose Asthma erhalten.
Was waren Ihre ersten Gedanken und Sorgen?
Das war hart für mich. Als ich die Diagnose hörte, war für mich klar, dass meine Karriere vorbei ist. Damals war es ja auch noch so, dass Asthmatiker quasi nicht als lebensfähig galten. Das hat sich zum Glück geändert. Und auch ich habe meine Meinung geändert und angefangen, mich mit der Krankheit auseinanderzusetzen. Das war auch mein Rettungsanker, denn ich habe begonnen, die Diagnose zu akzeptieren und sie in etwas Gutes umzuwandeln. Ich habe Asthma zu meinem Thema gemacht.
… und eine Stiftung für asthma- und allergiekranke Kinder gegründet.
Ja, denn Trainer und Lehrer sollen eine entsprechende Ausbildung erhalten, damit sie lernen, wie man mit kleinen Asthmapatienten umgeht. Ich möchte als Leistungssportlerin beispielhaft dokumentieren, dass Sport auch von Asthmakranken bei richtiger Therapie betrieben werden kann.
Aufgeben kam für Sie nie infrage. Ein Jahr nach der Diagnose (2001) wurden Sie Weltmeisterin. Wie war das Gefühl, trotz Asthma solche Erfolge zu erzielen?
Eigentlich genauso wie davor (lacht). Ich bin vor der Diagnose den Weltrekord über 50 Meter Rücken geschwommen, ohne zu wissen, dass ich Asthma habe. Und danach deutschen Rekord über 50 Meter Freistil mit dem Wissen, Asthmatikerin zu sein.
Wie ging es nach Ihrer sportlichen Karriere weiter?
Ich habe mich immer mehr mit der Erkrankung auseinandergesetzt und bin auf die Suche nach dem Warum gegangen. Dadurch habe ich gelernt, dass es wichtig ist, Medikamente zu nehmen, aber auch die Komplementärmedizin nicht außer Acht zu lassen. Also Atemtherapie plus Medikamente, Akupunktur plus Medikamente usw. Ich weiß, dass beide Lager das nicht gern hören. Doch für mich ist das die Lösung für ein gutes Leben – trotz Asthma. Aus diesem Grund würde ich auch jedem Betroffenen empfehlen, immer zweigleisig zu fahren und sich nie mit dem Istzustand abzufinden. Also sich immer zu fragen: Wie kann ich noch besser zurechtkommen? Wie stärke ich mich noch mehr?
Heute arbeiten Sie unter anderem als Speaker, Coach und Motivator. Wie kam es dazu?
Das ist aus meiner Leistungssportkarriere und meinen persönlichen Lebensumständen entstanden. Ich kenne sowohl Licht als auch Schatten. Anfangs habe ich nur Schwimmtraining gegeben, doch es war viel mehr. Die Menschen haben immer auch ihre persönlichen Themen mitgebracht. So hat das angefangen. Heute begleite ich Menschen dabei, den nächsten Schritt im Leben zu gehen.
Der „Ein-Minuten-Aufsteh-Test“
Haben Sie häufiger Probleme mit Ihren Atemwegen? Beispielsweise durch Allergien, kaltfeuchte Luft oder bei körperlicher Belastung? Dann machen Sie doch einmal folgenden Test:
Es wird ein sicher an der Wand stehender Stuhl mit einer Sitzhöhe von etwa 48 Zentimetern ohne Armlehnen benötigt. Ohne Hilfe der Arme müssen Sie nun versuchen, innerhalb einer Minute so oft wie möglich aufzustehen. Beim Aufstehen darauf achten, dass die Kniegelenke vollständig gestreckt werden. Dann setzen Sie sich wieder hin und stehen erneut ohne die Hilfe der Arme auf.
Dieser Test kann einen Hinweis auf den Zustand der Lungenfunktion geben. In Studien schaffen Patienten zwischen 15 und 20 Wiederholungen pro Minute. Ist der Wert besser, wunderbar. Bei Werten unter 15 sollten Sie Rücksprache mit dem Hausarzt halten.
Dieser Test sollte natürlich nicht von Menschen ausgeführt werden, die sich bei so einer Übung unsicher fühlen, gebrechlich sind, Probleme mit den Kniegelenken oder der Oberschenkelmuskulatur sowie neurologische Erkrankungen haben oder zu diesem Zeitpunkt unter einer nicht gut kontrollierten Atemwegserkrankung leiden.
Bei Atemwegserkrankungen wie einem Asthma soll eine optimale Einstellung der Medikamente für eine gute Kontrolle des Asthmas sorgen. Bedarfsmedikamente zur Erweiterung der Bronchien sollen am besten gar nicht beziehungsweise nicht sehr häufig eingesetzt werden müssen.
Marina Oppermann
Deutscher Allergie- und Asthmabund e. V. (DAAB)Quelle: Ein-Minuten-Aufsteh-Test, Taschenbuch „Luft nach oben“ von Dr. Michael Barczok, Bastei Lübbe AG, ISBN 978-3-7857-2631-0