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    Mit COPD auf den Kölner Dom – Josef Brandl: Wie es ihm trotz der Krankheit gelingt, ein aktives Leben zu führen 

    FOTO: BOZICA BABIC

    Viele verstehen nicht, wenn ich sage, dass ich trotz der Krankheit die beste Zeit meines Lebens habe

    Im Jahr 2004 erhielt der damals 54-jährige Josef Brandl die Diagnose COPD im Stadium 3. Wie es ihm trotz der Krankheit gelingt, ein aktives Leben zu führen, eine Selbsthilfegruppe zu leiten, und wie er es im Jahr 2015 sogar schaffte, den Kölner Dom zu besteigen, verrät er im Interview.

    Sie waren ursprünglich wegen etwas anderem beim Arzt, als Sie die Diagnose COPD erhielten. Hatten Sie bereits Symptome bemerkt?

    Heute weiß ich, dass ich die Krankheit schon länger hatte. Ich habe mit Glaswolle und mit Asbest gearbeitet. Wir schnitten die Asbestblöcke ohne Mundschutz, auch lackiert haben wir ohne Masken, außerdem habe ich geraucht. Ab etwa Ende der 90er-Jahre bekam ich Atemnot, aber es dauerte, bis ich realisierte, was ich habe und dass ich das Beste daraus machen muss.

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    Wie ging es weiter?

    Ich bekam ein CT und wurde zur Entnahme einer Gewebeprobe aus der Lunge an eine Klinik in Leverkusen überwiesen. Es ging mir aber zu der Zeit so schlecht, dass zunächst nicht operiert werden konnte, ich bekam dann erst mal eine Atemschulung und Lungensport. Zwei Jahre später kam ich zur Reha nach Borkum, im Anschluss daran bekam ich einen Erwerbsminderungsbescheid. Dass ich nicht mehr arbeiten sollte, war ein Schock für mich. Ich war 37 Jahre im Betrieb, auch fühlte ich mich nach der Reha auf Borkum zunächst viel besser. Aber die Krankenkasse hat nicht mit sich reden lassen – zum Glück, wie ich rückblickend sagen muss, denn nach einem halben Jahr waren die Beschwerden zurück.

    Welche Behandlungen erhielten Sie und welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?

    Durch die Atemschule und die Lungensportgruppe habe ich die reflektorische Atemtherapie kennengelernt, die zwar schmerzhaft ist, aber sehr gut hilft. Meine Ärzte überredeten mich auch, zu einer Selbsthilfegruppe zu gehen. Dort bin ich seit 2010 regelmäßig, mittlerweile bin ich sogar Vorsitzender. 2011 bekam ich Ventile in die Lunge eingesetzt; schon nach einigen Monaten spürte ich, dass es mir deutlich besser geht. Natürlich sind es nicht nur die Ventile, auch die Atemschulung und der Lungensport sind sehr wichtig, zudem spielen Medikamente, Freunde und Familie eine Rolle. Aber die Ventile haben sehr viel gebracht, zwischen 2011 und 2020 hat sich die COPD bei mir nicht verschlechtert.

    Dann kam die Besteigung des Kölner Doms im Jahr 2015. Damit haben Sie bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Wie kam es dazu?

    Als ich 2014 auf Borkum war, sprach ich mit den Therapeuten, ob wir dafür trainieren können, dass ich den Leuchtturm besteige. Das war schon immer ein Traum von mir und kurz vor der Abreise habe ich es tatsächlich geschafft. Da sagte ich zu meinem Hausarzt: “Als kölsche Jung muss ich jetzt auf den Dom.“ Er rief Unternehmen an, von denen wir Sauerstoff, Medikamente etc. bekommen haben. Die Firmen haben mich unterstützt und es wurde ein Riesenevent. Mir war vorher gar nicht klar, was alles dazugehört – der Dompropst muss angefragt werden, die Feuerwehr muss vor Ort sein, es wurde auch gefilmt …

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    Meine ganze Familie war da, meine Therapeutinnen kamen, meine Ärzte – und dann ging es in einer Stunde hoch auf den Dom. Das war ein wirklich wunderschöner Tag, und bis heute kommen Anfragen von anderen COPD-Betroffenen, die etwas Ähnliches machen möchten.

    Ich lebe das, was der Körper mir erlaubt. Trotz der Krankheit Dinge für andere Menschen zu tun, gibt mir Kraft

    Wussten Sie?

    Atemtherapiegeräte können vom behandelnden Arzt als medizinische Hilfsmittel auf Rezept verordnet werden.

    Seit 2017 leiten Sie die Selbsthilfegruppe Atmen e. V. unter dem Motto „Lebenslust trotz(t) Atemnot“ – worum geht es Ihnen?

    Wir unternehmen viel zusammen, machen Ausflüge, auch zum Karneval gehen wir. Begleitpersonen sorgen dafür, dass unsere Mitglieder bei Bedarf geschoben werden können. Mal rauszukommen, das tut allen gut.

    Dann veranstalten wir in Leverkusen unsere COPD-Tage mit Betroffenen, Ärzten und Herstellern für medizinische Geräte; in diesem Jahr am 6. Mai zum ersten Mal wieder nach der Corona-Pause.

    Wie gelingt es Ihnen, mit der Erkrankung gut zu leben?

    Ich lebe das, was der Körper mir erlaubt; ich bin der Boss und mein Körper legt gegebenenfalls sein Veto ein. Wenn ich etwas zu tun habe, blühe ich auf. Das ist meine Art, mit der Erkrankung umzugehen. Viele verstehen nicht, wenn ich sage, dass ich trotz der Krankheit die beste Zeit meines Lebens habe. Ich traue mich vieles, was ich mich vorher nicht getraut hätte. Und trotz der Krankheit Dinge für andere Menschen zu tun, gibt mir Kraft. Wenn jemand aus der Gruppe zu mir sagt “Ach Jupp, das war so schön“ – was will man mehr?

    Weitere Informationen finden Sie unter
    www.shg-atmen.de

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