Wenn Nein, haben sie etwas mit Leonardo Da Vinci gemeinsam. Der Universalgelehrte und Anatom verzichtete in seinen Zeichnungen nämlich auf die Darstellung dieses Organs im männlichen Unterleib. Wahrscheinlich, weil er nicht wusste, wofür die Prostata überhaupt da ist. Klären wir ihn und vielleicht auch Sie in den nächsten Zeilen darüber auf.
Volker Wittkamp
Facharzt für Urologie, Sachbuchautor und Kolumnist
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Wer aus Angst vor der Hafenrundfahrt bis jetzt den Urologenbesuch gescheut hat, darf nun gerne einen Termin vereinbaren und mich zitieren.
Die Prostata befindet sich unterhalb der Harnblase und umschließt die Harnröhre. Als Drüse produziert sie circa 70 Prozent des Ejakulats und innerhalb der Prostata kommt es zur Vereinigung der restlichen 30 Prozent, bestehend aus Spermien und Samenblasenflüssigkeit. Kommt es zum Orgasmus, wird das Sperma durch Muskelkontraktionen der Prostata in die Harnröhre katapultiert und eine Ejakulation ist die Folge. Somit ist die Prostata wesentlich an unserer Fortpflanzung und unserem Sexleben beteiligt. Klingt eigentlich recht simpel, Herr Da Vinci, oder?
Im Laufe der Jahre vergrößert sich allerdings die Prostata, teilweise genetisch bedingt, aber auch unterstützt durch mangelnde Bewegung und ungesunde Ernährung. Diese gutartige Vergrößerung der Prostata (benigne Prostatahyperplasie) macht sich durch die ungünstige Anatomie des Organs recht schnell bemerkbar. Denn wächst die Prostata, wird die durch sie verlaufende Harnröhre eingeengt und es kommt zu Beschwerden wie häufigem Harndrang, nächtlichen Toilettengängen, langes Warten auf den Harnstrahl und der Harnfluss ist nicht mehr so stark wie früher.
Gefährlich wird diese Erkrankung zwar erst, wenn sich die Blase nicht mehr vollständig entleert oder es zu einem Harnverhalt kommt und die Prostata den kompletten Weg dicht macht. Vorher kann es allerdings zu Einschränkung der Lebensqualität kommen. Bemerken Sie solche Beschwerden, schadet es nicht, sich einer urologischen Praxis anzuvertrauen. Behandelt wird solch eine Prostatahyperplasie entweder medikamentös, oder mittels endoskopischer Operation über die Harnröhre.
Befinden Sie sich in dem Alter, in dem diese Beschwerden in der Regel entstehen können, ungefähr mit 50 Jahren, sollten Sie idealerweise bereits öfters, zwecks Prostatakrebsvorsorge, die Schwelle einer urologischen Praxis überwunden haben. Im Gegensatz zur gutartigen Vergrößerung der Prostata, macht sich dieser leider erst in spätem Stadium bemerkbar, da er sich häufig im Randbereich und nicht in der Nähe der Harnröhre befindet. Im Rahmen der Vorsorge, welch 1–2-Jährig ab einem Alter von 45 Jahren erfolgen sollte, wird unter anderem ein Blutwert bestimmt (PSA), welcher in vielen Fällen bei Prostatakrebs erhöht ist.
In der Regel wird die Prostata zusätzlich über den berühmten Finger im Po abgetastet, wodurch allerdings häufig erst Tumore in späteren Stadien entdeckt werden. Neuere Studien zeigen, dass auf diese Untersuchung auch verzichtet werden kann und die Bestimmung des PSA- Wertes der deutlich wichtigere Aspekt der Vorsorge ist. Wer also aus Angst vor der Hafenrundfahrt bis jetzt den Urologenbesuch gescheut hat, darf nun gerne einen Termin vereinbaren und mich zitieren.
Früh erkannt sind die Heilungschancen bei Prostatakrebs erfreulicherweise sehr hoch. In vielen Fällen erfolgt heute die Entfernung der Prostata minimalinvasiv und roboterunterstützt. Und wissen Sie wie dieser Operationsroboter heißt? Da Vinci! Aber keine Sorge der Operateur, der das Gerät steuert kennt sich in der Regel bestens mit der Anatomie der Prostata aus.