Für die Betroffenen sind die Symptome mal ein stiller, mal ein lauter, aber stets ein unangenehmer Begleiter, der den Alltag stark belasten kann.

Prof. Dr. Michaela Axt-Gadermann
Ernährungs- und Sportmedizinerin, Dermatologin sowie Professorin für Gesundheitsförderung an der Hochschule Coburg
Foto: Eva Klink
Der Darm verläuft nicht nur durch unsere Körpermitte, er spielt auch eine ganz zentrale Rolle für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden, denn der Magen-Darm-Trakt ist nicht nur für Verdauung und Nährstoffaufnahme verantwortlich. Er beeinflusst das Immunsystem, beherbergt mit dem Mikrobiom das artenreichste Ökosystem der Erde, steht in engem Austausch mit dem Gehirn und wirkt sogar auf unsere Psyche ein.
Doch das komplexe Verdauungssystem ist anfällig für Störungen. Fast jeder Fünfte in Deutschland leidet unter Magen-Darm-Beschwerden. Mit Freunden und Verwandten tauschen sich jedoch die wenigsten darüber aus, denn wer spricht schon gerne über Blähungen, Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung?
Die Suche nach der Ursache gestaltet sich sehr oft wie die nach der Stecknadel im Heuhaufen, denn die Symptome sind meistens unspezifisch, das heißt, es können sich dahinter ganz unterschiedliche Gründe verbergen. Nicht alle haben Krankheitswert, viele sind harmlos, aber die Ungewissheit macht den Betroffenen oft genauso stark zu schaffen wie die Beschwerden selbst. Auslöser von Darmbeschwerden können Stress, Bewegungsmangel oder eine einseitige Ernährung ebenso sein wie Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen, ein Reizdarmsyndrom oder eine Störung des Mikrobioms. Aber manchmal weisen sie auch auf chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn oder auch auf Darmkrebs hin.
Für die Betroffenen sind die Symptome mal ein stiller, mal ein lauter aber stets ein unangenehmer Begleiter, der den Alltag stark belasten kann. Doch weder aus Scham noch aus Angst sollten die Probleme verschwiegen oder ignoriert werden. Ein offenes Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin und eine gründliche Untersuchung können zur Aufklärung und dann oft auch zur Beruhigung beitragen. Wichtig ist es aber auch, Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig wahrzunehmen und sich im Alltag darmfreundlich zu verhalten. Manchmal reicht schon ein gutes Stressmanagement aus, um nicht nur den Kopf, sondern auch den Darm zu beruhigen. Ausreichend Bewegung, eine ballaststoffreiche und pflanzenbetonte Ernährung und genügend Flüssigkeit bringen einen faulen Verdauungstrakt schnell in Schwung. Nahrungsmittelunverträglichkeiten lassen sich oft mit Hilfe eines Ernährungstagebuchs aufdecken.
Unser Darm ist leider noch immer ein schambehaftetes Organ. Doch es ist wünschenswert, dass wir in Zukunft über unser Verdauungssystem ähnlich unbefangen sprechen können wie über Rückenschmerzen oder Erkältungskrankheiten.
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Prof. Dr. Michaela Axt-Gadermann klärt in ihrem Bestseller über alles auf, was man über den Zusammenhang zwischen Darmgesundheit und einem langen, gesunden Leben wissen muss. Sie gibt einen breiten Überblick über eine darmgesunde Ernährung, geeignete probiotische Bakterien und notwendige Labortests. Im Südwest Verlag sind zahlreiche, weitere Bücher von ihr zum Thema Mikrobiom erschienen.