Was ist das denn? Eine medizinische Beilage und es geht nicht um Corona? Nein. Die aktuelle Ausgabe der Magen-und-Darm-Beilage widmet sich den Themen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und Darmkrebs.
Dr. Dagmar Mainz
Verbandssprecherin des Berufsverbandes Niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands e. V.
Warum eigentlich? Wir sind doch gerade mitten in der zweiten Welle der Corona-Pandemie, und das ist doch schließlich das Wichtigste. Oder? Als es losging im März, da waren wir alle verunsichert. Nicht nur Sie, die vielleicht eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung haben und auf regelmäßige Arztbesuche angewiesen sind. Oder Sie, die bereits einen Termin zur Darmkrebsvorsorge hatten und diesen aus Angst, die Arztpraxis aufzusuchen, abgesagt haben. Auch wir Ärztinnen und Ärzte waren verunsichert. Nur wirklich dringende Darmspiegelungen sollten durchgeführt werden, wenn Leib und Leben bedroht erschienen. Welche Behandlungen können wir noch durchführen bei unseren Patienten mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa? Viele von uns verfügten nicht über die empfohlene persönliche Schutzausrüstung. Noch nicht einmal das Gesundheitsministerium konnte aus-reichend Masken und Kittel besorgen.
Mittlerweile wissen wir, dass die Corona-Pandemie natürlich eine sehr ernste Angelegenheit ist, die bereits viele Menschenleben gefordert hat. Wir wissen aber auch, dass unsere Patientinnen und Patienten mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa nicht notwendigerweise ein erhöhtes Risiko haben, sich mit Corona anzustecken oder besonders schwer zu erkranken. Die Risiken der immunsuppressiven Therapie, insbesondere der Behandlung mit Cortison, waren zu vermuten und sind unter-dessen bewiesen. Wir Fachärztinnen und Fachärzte können gut abschätzen, welche Therapien wir risikofrei durchführen können. Mittlerweile sind wir in den Praxen in der neuen Normalität angekommen. Wir verfügen aktuell glücklicherweise über die notwendigen Schutzmaterialien. Wir haben Hygienekonzepte und unseren Praxisablauf so eingerichtet, dass Sie, die Sie unsere Praxen besuchen, möglichst sicher sind. Man braucht keine Angst mehr zu haben, wenn man zu einem Termin in eine Magen-Darm-Praxis geht. Mit einer groß angelegten Umfrage unter den niedergelassenen Magen-Darm-Ärzt(inn)en in Deutschland haben wir ausreichend Daten gesammelt, die belegen, dass der Besuch in der Praxis kein erhöhtes Risiko für eine Ansteckung mit COVID-19 darstellt.
Keine chronisch-entzündliche Darmerkrankung legt eine Pause ein, nur weil Corona gerade das alles bestimmende Thema ist. Und Darmkrebs – der wartet auch nicht. Wussten Sie, dass jährlich viel mehr Menschen an Darmkrebs versterben als an einer Corona-Infektion? Deswegen ist die Darmkrebsvorsorge immer noch genauso wichtig. Wir haben in den letzten 18 Jahren viel erreicht. Mehr als 200.000 Fälle von Darmkrebs wurden durch die Früherkennungsmaßnahmen, insbesondere die Vorsorgedarmspiegelung, verhindert. Bleiben Sie also in Kontrolle, wenn Sie an der chronisch entzündlichen Darmerkrankung leiden, unterbrechen Sie nicht die so wichtige remissionserhaltende Therapie. Und wenn Sie vorsorgeberechtigt sind, dann nehmen Sie Ihre Chance wahr!
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