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    Was tun, wenn Sodbrennen zum Dauerbrenner wird? – Prof. Dr. Madisch im Interview

    Foto: shutterstock_2395361883

    Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Sodbrennen, Reflux (Rückfluss von Mageninhalt bis in die Speiseröhre) und eosinophilen Ösophagitis (EoE; eine allergisch bedingte Entzündung der Speiseröhre) erläutert Prof. Dr. Ahmed Madisch im Interview.

    Bei der EoE haben Patienten Schluckbeschwerden, die Nahrung rutscht nicht nach unten oder bleibt gar hängen.

    Prof. Dr. Ahmed Madisch

    Vorstandsmitglied der Gastro-Liga e.V. und Chefarzt, Zentrum für Innere Medizin, DIAKOVERE Friederikenstift

    Foto: AGAPLESION FRANKFURTER DIAKONIE KLINIKEN gGmbH

    In Deutschland leiden 43 Prozent der Erwachsenen unter Sodbrennen oder Regurgitationen. Was sind die häufigsten Ursachen?

    Die häufigste Ursache ist, dass der Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen nicht mehr richtig arbeitet. Dadurch fließt vermehrt saurer Mageninhalt in die Speiseröhre zurück und löst dort entsprechende Beschwerden aus. Diese können sich als Sodbrennen oder als Regurgitation (Rückfluss) äußern. Jeder hat Phasen von Reflux, was nicht zwangsweise krankhaft sein muss, wichtig sind das Ausmaß und die Anzahl der Episoden.

    Kann man präventiv etwas dagegen unternehmen?

    Dass man präventiv etwas unternehmen kann, ist bislang nicht erforscht – die Inkompetenz des Schließmuskels lässt sich per se nicht behandeln. Natürlich gibt es Risikofaktoren wie Ernährung oder Lebensweise, die das Krankheitsbild beeinflussen. Allgemeinmaßnahmen, die als Sekundärprävention Reflux-Beschwerden lindern können, sind die Bekämpfung von Übergewicht, das Führen von Nahrungsmitteltagebüchern, um systematische Trigger zu identifizieren, sowie der Verzehr von mediterraner Kost oder die Seitenlage beim Schlafen.

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    Was hilft sonst noch bei Sodbrennen?

    Die klassische Therapie ist die Einnahme von Säureblockern, welche bei 70 Prozent der Betroffenen die Beschwerden lindern. Wir empfehlen in unserer neuen Leitlinie, dass bei den meisten Patienten eine Symptomkontrolle das hauptsächliche Therapieziel darstellt. 90 Prozent aller Patienten werden durch die RefluxKrankheit keine Folgeprobleme wie veränderte Schleimhaut oder Speiseröhrenkrebs entwickeln. Wenn also auf irgendeine Art und Weise die Symptome kontrolliert werden, ist das wichtigste Therapieziel erreicht. Daher sind auch alternative Therapien zu den Säureblockern erlaubt, zum Beispielt säurebindende Arzneien wie Antazida, Heilerde oder Kombinationspräparate aus Antazida und Kaktus-Extrakt.

    Wann spricht man von Reflux bzw. was sind die Charakteristika?

    Ein Brennen hinter dem Brustbein muss noch kein Reflux sein. Ein Beschwerdeausmaß von zwei bis drei Mal schwerem Sodbrennen pro Woche deutet auf eine Refluxkrankheit hin, was durch eine 24-Stunden-Messung des Rückflusses überprüft werden kann. Da Refluxbeschwerden von der Symptomschilderung also noch keine Refluxkrankheit sein muss, werden Betroffene erst mit Standardtherapien behandelt, und sollten sie auf diese nicht ansprechen, werden sie einer Funktionsuntersuchung unterzogen. Mit Beginn der Diagnostik wird dann untersucht, ob es das Krankheitsbild von Reflux oder von etwas anderem, zum Beispiel dem der eosinophilen Ösophagitis, ist.

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    Wie unterscheidet sich diese von der eosinophilen Ösophagitis (EoE)?

    Die Krankheitsbilder unterscheiden sich wie folgt: Bei der Refluxkrankheit fließt Säure aus dem Mageninhalt zurück in die Speiseröhre, bei der eosinophilen Ösophagitis dringen Allergene aus der Luft oder aus der Nahrung in die Schleimhaut ein und lösen eine Immunreaktion aus, wodurch eine Entzündung im Bereich der Speiseröhre entsteht. Bei der EoE haben Patienten Schluckbeschwerden, die Nahrung rutscht nicht nach unten oder bleibt gar hängen. Die Diagnose stellen wir, indem wir Proben aus der Speiseröhre entnehmen. In diesen Proben ist feingeweblich ein erhöhter Anteil an eosinophilen Granulozyten vorhanden, daher auch der Name der Erkrankung. EoE kann jeden treffen, wobei genetische Voraussetzungen immer eine Rolle spielen.

    Wie kann hier eine differentialdiagnostische Abgrenzung gelingen?

    Die Beschwerden der beiden Erkrankungen sind unterschiedlich: Mit der Refluxkrankheit geht ein aufsteigendes Brennen einher, bei der EoE ist es ein lokales Brennen. Das eigentliche klassische Leitsymptom bei der EoE ist kein Sodbrennen, sondern Schluckbeschwerden. Bei einer Magenspiegelung können endoskopische Veränderungen der Speiseröhre erkannt werden, entscheidend ist aber eine Probenentnahme und feingewebliche Diagnostik aus der Speiseröhre.

    Welche Therapiemöglichkeiten gibt es für Betroffene der EoE?

    Die Standardtherapie ist ein lokal wirkendes CortisonPräparat, eine Brausetablette, die sich auf die Schleimhaut legt und den Entzündungsprozess kontrolliert. Für Betroffene, die darauf nicht ansprechen oder bei denen Nebenwirkungen auftreten, gibt es mittlerweile auch einen Antikörper zur Einnahme. Auch ein Säureblocker kann zur Therapie eingesetzt werden. Auch eine sogenannte Eliminationsdiät, bei welcher kontrolliert sechs bestimmte Nahrungsmittel ausgelassen werden, kann positive Erfolge erzielen, da bestimmte Trigger vermieden werden.

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