Wer einmal eine Migräneattacke hatte, weiß, dass sie nicht mit Kopfschmerzen zu vergleichen ist. Anja N., Unternehmensberaterin und Wirtschaftsprüferin, ist von Migräne betroffen. Sie berichtet, wie die Krankheit ihren Alltag beeinflusst und was Linderung verschafft.
Anja N.
hat heute einen zu ihrer MIgräne passenden Weg gefunden.
Wann hat sich die Migräne in ihr Leben geschlichen?
Als Kind hatte ich eine Operation am Kopf, ich kenne Kopfschmerzen schon mein Leben lang. 2003 hatte ich allerdings das erste Mal Kopfschmerzen, die anders waren. Als ich deswegen zum Arzt ging, wurde dort Migräne diagnostiziert.
Können Sie beschreiben, wie eine Migräneattacke bei Ihnen verläuft?
Bei mir beginnt es immer mit Müdigkeit oder Heißhungerattacken. Zunächst spüre ich es am linken Auge, dann zieht es auch nach rechts; Übelkeit gehört auch dazu. Insgesamt dauert es meist drei Tage. Während eines Anfalls muss ich in einem dunklen Raum sein, am besten liegend, ohne jede Anstrengung.
Wie häufig leiden Sie darunter?
Vor Jahren hatte ich zum Teil zwischen 15 und 18 Migränetage im Monat. Mittlerweile bin ich in regelmäßiger Behandlung bei einer auf Migräne spezialisierten Neurologin. Sie hatte mich auch in eine Spezialklinik für Migräne überwiesen, die Schmerzklinik Kiel.Ich nehme seitdem zur Behandlung der Migräne Triptane und habe ein paar Gewohnheiten verändert, seitdem ist es viel besser geworden. Seit etwa zwei Jahren bekomme ich monatlich eine Antikörperspritze zur Prophylaxe der Migräne, das hat noch mal eine Verbesserung gebracht. Inzwischen habe ich nur noch an zwei bis sieben Tagen pro Monat mit Anfällen zu kämpfen.
Kündigt sich die Migräne bei Ihnen an?
Stress, Zeitdruck und immer verfügbar zu sein – das sind bei mir häufig die Auslöser. Unregelmäßige Tagesabläufe, z. B. zu lange zu schlafen, unregelmäßiges Essen, können weitere Trigger sein. Hinzu kommen starke Temperaturschwankungen. Auch Alkohol kann einen Anfall verursachen.
Was hilft Ihnen dann?
Linderung verschaffen mir Triptane, in unterschiedlicher Form – als Tablette oder subkutan als Pen. Wenn ich nach dem Abendessen merke, dass ein Anfall kommt, dann nehme ich das Medikament; meist ist dann auch am nächsten Morgen kein Anfall da. Ausdauersport und Sport allgemein helfen auch. Ich mache auch progressive Muskelentspannung. Es gibt verschiedene Entspannungsmethoden, die helfen können, man muss allerdings am Ball bleiben. Zudem achte ich darauf, regelmäßig zu essen, auch mittags. Dann versuche ich, mir möglichst wenig Zeitdruck zu machen und darauf zu achten, Pausen einzulegen, auch im Haushalt. Auch mal „Nein“ sagen ist wichtig. Wenn manche Dinge etwas länger dauern, geht davon die Welt nicht unter.
Wie beeinflusst die Migräne Ihr Leben, Ihren Alltag und Ihren Beruf?
Mein Arbeitgeber weiß von der Migräne. Ich kann zum Teil im Homeoffice arbeiten, wenn ich nicht Auto fahren kann, und bekomme auch mehr Zeit, wenn ich sie brauche. Mein Kind ist jetzt schon groß und braucht meine Unterstützung z. B. bei Hausaufgaben nicht mehr so viel, auch das entlastet. Wir haben jetzt auch einen Hund, mit dem gehe ich regelmäßig raus – das ist wie eine verordnete regelmäßige Mittagspause. Alles, was Struktur gibt, hilft.
Haben Sie für sich einen Weg gefunden, in relativem Frieden mit der Migräne zu leben?
Früher war ich manchmal richtig verzweifelt, aber seitdem ich in regelmäßiger und guter Behandlung bin, habe ich einen viel besseren Umgang mit der Migräne finden können. Ich konnte dort Verhaltensweisen, auch Entspannungsübungen lernen, durch die ich die Migräne besser im Griff habe. Geholfen hat mir auch, dort andere Betroffene zu treffen und mich auszutauschen. Zu sehen, dass man nicht alleine ist, tut gut.