Finden Sie nachfolgend einen kleinen Katalog der Kopfschmerzarten.
Kopfschmerzen sind nicht gleich Kopfschmerzen. Die überwiegende Mehrzahl der Fälle wird zwar den sogenannten „primären“ Kopfschmerzerkrankungen zugeordnet – das heißt, der Kopfschmerz stellt die Erkrankung selbst dar. Aber immerhin fast jeder zehnte Kopfschmerzpatient leidet an einer „sekundären“ Kopfschmerzerkrankung. Hier können sich harmlose, aber auch schwerwiegende Erkrankungen hinter den Kopfschmerzen verbergen; weiterführende Diagnostik und eine gezielte Behandlung sind unbedingt notwendig.Zu den sekundären Kopfschmerzen zählt z. B. der Kopfschmerz im Rahmen eines viralen Infektes („Grippe“), jedoch auch der Kopfschmerz bei Hirnblutungen oder einer Hirnhautentzündung. Bei der Erstbeurteilung eines Kopfschmerzpatienten muss der behandelnde Arzt darum darauf achten, ob sich Hinweise auf einen sekundären Kopfschmerz ergeben.
Migräne
Migräne ist die Kopfschmerzerkrankung, die am häufigsten zum Arzt führt. Frauen sind zwei- bis dreimal häufiger von der Migräne betroffen als Männer. Eine Migräne wird diagnostiziert, wenn es zu halb- oder beidseitigen, überwiegend pochenden Kopfschmerzen kommt, die mit Licht- und Geräuschempfindlichkeit, Übelkeit und zum Teil Erbrechen einhergehen.Typisch ist auch eine Schmerzzunahme bei körperlicher Anstrengung; Betroffene haben ein Rückzugs- und Ruhebedürfnis. Attacken dauern bei Erwachsenen zwischen vier und 72 Stunden an, bei Kindern oft kürzer – diese legen sich häufig hin und „schlafen die Attacke weg“.
Clusterkopfschmerz
Das Gute am Clusterkopfschmerz: Nur etwa einer von 1.000 Menschen ist betroffen. Alles andere ist nicht so gut: streng halbseitige Kopfschmerzen, die in der Regel die Kopfseite nicht wechseln und mit autonomen Begleitsymptomen einhergehen – einseitiges Augentränen, ein hängendes Augenlid auf der Kopfschmerzseite oder Naselaufen. Ein weiteres Charakteristikum ist eine ausgeprägte Bewegungsunruhe während der Kopfschmerzattacken, die zwischen 15 und 180 Minuten andauern und mehrfach täglich auftreten können; üblich ist das gehäufte Auftreten in der Nacht. Die Diagnose wird auch hier aus dem ärztlichen Anamnesegespräch gestellt – aber da beim Clusterkopfschmerz Veränderungen bestimmter Hirnareale vorliegen können, ist immer eine Kernspintomografie des Schädels zum Ausschluss einer anderen Erkrankung erforderlich. Zur Akuttherapie des Clusterkopfschmerzes wird die Inhalation von reinem Sauerstoff über eine Mund-Nasen-Maske oder ein Triptan (als Spray in die Nase oder als Pen unter die Haut) eingesetzt – Tabletten sind beim Clusterkopfschmerz aufgrund der Kürze der Attacken zu langsam. Die Wirksamkeit von reinem Sauerstoff ist gut untersucht, etwa 80 Prozent der Patienten sprechen auf diese Behandlung an.
Wie genau fühlt sich Migräne für Betroffene an?
Anika Sandré
Meine Migräne ist ein Chamäleon. Seit gut 40 Jahren ist es an meiner Seite. Manchmal sehe ich es nicht, das ist dann ein guter Tag. Aber an manchen Tagen ändert es mehrfach seine Farben. Dann schmerzt nicht nur der Kopf auf Schmerzstärke 10, dann friere und schwitze ich abwechselnd und habe sieben Stimmungen in einer Stunde. Von 100 auf 0 lasse ich alles stehen und liegen und flüchte mich ins dunkle und ruhige Zimmer.
Samantha Ramsey
Kommt eine Migräneattacke auf, versuche ich, irgendwie den Tag zu überstehen, mich zu Hause in ein dunkles Schlafzimmer zu legen, bis mich das Erbrechen von den Kopfschmerzen befreit. Denn meist geht es nach dem Erbrechen langsam bergauf.
Katrin Cramer
Während eines Anfalls liegt eigentlich alles brach: Ich kann nicht arbeiten, mich nicht um mein Kind kümmern, Alltägliches nicht erledigen und mich natürlich schon gar nicht verabreden oder etwas Schönes machen. Wenn es gut läuft, dann wirkt mein Schmerzmittel und es bleibt ein erträglicher Restschmerz zurück, den ich liegend gut aushalten kann. Wenn es schlecht läuft, hilft nur noch atmen.
Die MigräneLiga e. V. Deutschland ist eine Patientenorganisation für Betroffene und Angehörige mit Migräne und Kopfschmerzen. 2023 feiert sie dreißigjähriges Bestehen in Berlin mit verschiedenen Aktionen, unter anderem einem Patiententag. Migräne ist eine komplexe neurologische Erkrankung. Sie schränkt die Betroffenen massiv im Alltag ein. Schmerzen machen mürbe; Arbeit und soziales Leben finden oft nicht mehr statt. Die MigräneLiga e. V. unterstützt Betroffene mit einem umfangreichen Angebot: Hilfe zur Selbsthilfe, mit über 70 Selbsthilfegruppen, ob in Präsenz oder online. Sie bietet Online-Vorträge in Kooperation mit führenden Schmerzspezialistinnen. Ärzte und Patientinnen sollen sich auf Augenhöhe begegnen. Informationen rund um Migräne bietet auch das hochwertige, gut recherchierte Migräne Magazin mit News aus Forschung und Wissenschaft.
Werd dein eigener Experte Die Selbsthilfegruppen sind ein wesentlicher Baustein. Betroffene sprechen die gleiche Sprache, sie plagen die gleichen Ängste, kennen den sozialen Rückzug und die Herausforderungen am Arbeitsplatz oder im Studium. Daher ist Austausch wichtig und ein zusätzliches Asset neben der medikamentösen Behandlung.