Depression ist eine Krankheit und keine Reaktion auf widrige Lebensumstände.
Simon Licht ist ein renommierter deutscher Schauspieler und erfolgreicher Unternehmensgründer. Zusätzlich setzt er sich auch als Botschafter ein und nutzt seine Reichweite, um auf Themen der mentalen Gesundheit aufmerksam zu machen.
Als Schauspieler haben Sie einen anspruchsvollen Beruf. Welche Auswirkungen hat dieser auf Ihre mentale Gesundheit gehabt, und wie haben Sie gelernt, damit umzugehen?
Mich persönlich haben vor etwa 12 Jahren starke Panikattacken heimgesucht, ich hatte meine größten Attacken in Zusammenhang mit meiner Arbeit. Zunächst am Theater, ich stand vor 500 Menschen auf der Bühne und merkte, wie ich plötzlich die Kontrolle verliere und schiere Angst die Kontrolle übernimmt. Von da an hatte ich vor jeder Vorstellung und dann auch vor jedem Drehtag starke Angstzustände. Begleitend zu den Panikattacken kamen oft depressive Verstimmungen.
Keine klinischen Depressionen, aber doch auch starke mentale Tiefs. Ich habe dann intuitiv etwas getan, was ich heute jedem rate: Ich habe mir frühzeitig Hilfe geholt. Ich habe eine Therapie begonnen und auch ein Medikament bekommen. Die schnelle Reaktion hat dazu geführt, dass ich insgesamt relativ schnell wieder aus diesem Kreislauf herausgekommen bin. Interessanterweise hat mich diese Krise und die Auseinandersetzung mit den Panikattacken positiv beeinflusst und mein Leben nachhaltig verändert. Ich betreibe regelmäßig mentales Coaching, ich meditiere, treibe bewusst viel Sport und wenn ich spüre, dass mich etwas belastet, kann ich den Ursprung relativ schnell identifizieren und entsprechend reagieren. Sicher sind Panikattacken nicht mit diagnostizierten Depressionen zu vergleichen, aber dass ich diese mentalen Tiefs gespürt habe, gibt mir eine Ahnung, was diese Krankheit bedeutet. Und am Ende hat es mich zutiefst motiviert, mich für Betroffene einzusetzen und Aufmerksamkeit und Aufklärung für diese leise Krankheit zu erzeugen.
Sie unterstützen als Botschafter die Initiative „Gemeinsam gegen Depression“. Was machen Sie konkret?
In erster Linie mache ich medial auf das Thema mentale Gesundheit aufmerksam. Und ich unterstütze als Gast in Fernsehformaten und auf Panels die Themen Depressionshilfe und Suizidprävention. Wir haben innerhalb unserer Initiative „Gemeinsam gegen Depression“ unterschiedliche Focusfelder. So hatten wir im Oktober, dem Monat der seelischen Gesundheit, eine Veranstaltung mit dem Titel „Wege gehen – Auswege finden“ in Köln. Hier standen insbesondere Angehörige im Mittelpunkt, die innerhalb ihrer Familie oder ihres engsten sozialen Umfeldes eine an Depression erkrankte Person begleiten oder im schlimmsten Fall auch einen Menschen durch einen Suizid verloren haben. Eine schier unerträgliche Situation. Aber es ist trotzdem möglich, hier gegenseitige Hilfsangebote, Rat und Orientierung anzubieten.
Als Schauspieler habe ich eine entsprechende Reichweite, die möchte ich nutzen. Nun bin ich weder Arzt noch Betroffener. Aber aus meiner Erfahrung und aus meinem beruflichen und privaten Umfeld weiß ich, auf wie viel Unverständnis an Depression erkrankte Menschen stoßen. Deshalb nochmal ganz klar: Depression ist eine Krankheit und keine Reaktion auf widrige Lebensumstände. Und sich Hilfe zu holen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke. Ich möchte, dass wir offener mit Depressionen umgehen – und eine gesellschaftliche Atmosphäre schaffen, in der Menschen ganz selbstverständlich professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
Frühzeitig zum Arzt gehen oder mithilfe von Freunden oder Angehörigen begleitet zu werden, wenn der eigene Antrieb krankheitsbedingt fehlt, hilft wahnsinnig, und dann ist die Krankheit meist auch gut behandelbar.
Gibt es spezielle Techniken oder Strategien, die Sie verwenden, um sich selbst zu stärken und Ihre mentale Gesundheit zu fördern?
Ich versuche einfach so „gesund“ wie möglich zu leben. Ich tue die Dinge, die ich tue, „bewusst“. Ich mache viel Sport, versuche mich bewusst zu ernähren, zu meditieren und gehe nach wie vor zum Coaching. Ich kann auch nicht immer Stress vermeiden oder habe manchmal Situationen, die mich aus der Balance bringen. Da geht es mir wie jedem anderen Menschen auch. Wichtig ist, denke ich, Routinen und Praktiken zu entwickeln, die einem gut tun und diese immer wieder einzuüben und einfach regelmäßig zu machen. Dann kann ich frühzeitig erkennen, wo Schwierigkeiten entstehen können und dagegen steuern.
Eine bestehende schwere Depression hat für den Betroffenen schwerwiegende Folgen
Neben dem Verlust des Interesses an alltäglichen Aktivitäten, Schlafstörungen oder Appetitstörungen und der Fähigkeit, klar zu denken, besteht oft auch die Unfähigkeit, Freude oder Lust an geliebten Dingen zu empfinden.
Diese Situation belastet nicht nur das Leben der Person, die unter der Erkrankung leidet, sondern oft auch ihr gesamtes Umfeld. Pflegepersonen, egal ob Familienmitglied, Partner:in, Freund:in oder Kolleg:in, können eine entscheidende Rolle spielen, um jemanden durch den Irrgarten der schweren Depression zu führen. Egal wie kompliziert es auch erscheint, mit Durchhaltevermögen, der richtigen Unterstützung und hilfreichen Informationen können Pflegepersonen zu einer Genesung beitragen. Gemeinsam kann man einen Ausweg aus dem Labyrinth finden.
Informationen zur Initiative #GemeinsamGegenDepression und der Aktion zum WMHD auf der Website
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