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    Altersbedingte Augenerkrankungen

    Foto: shutterstock_227233042

    PD Dr. Klaus Dieter Lemmen

    Augenarzt und Vorstandsmitglied AMD-Netz

    Foto: Privat

    Welche Augenerkrankungen sind im Alter am meisten verbreitet?

    Die drei häufigsten Alters-Augenerkrankungen sind die altersabhängige Makuladegeneration (AMD), das Glaukom (Grüner Star) und die diabetische Netzhauterkrankung / Retinopathie.

    Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD)

    Verbreitung

    Die chronische AMD ist die häufigste Erblindungsursache in Deutschland. Sie tritt fast immer zeitlich versetzt an beiden Augen auf. Betroffen ist die Makula, die Stelle des schärfsten Sehens im Zentrum der Netzhaut des Auges. In Deutschland sind ca. 7 Millionen Menschen von einer Frühform der AMD zunächst ohne wesentliche Beschwerden und ca. 500.000 von einer Spätform mit Verlust des scharfen Sehens (z. B. Lesen, Erkennen von Gesichtern) betroffen.

    Ursache

    Bei der Stoffwechselversorgung der Makula entstehen Abbauprodukte, die mit zunehmendem Alter schlechter abtransportiert werden und sich unter der Netzhaut als sogenannte Drusen ablagern (frühe AMD). Sie schädigen das Gewebe und lassen es vernarben (späte, sogenannte „trockene“ AMD). Bei 10 % der Betroffenen sprießen als Versuch einer Wundheilung von der Aderhaut aus neu gebildete Blutgefäße (Neovaskularisationen) in die geschädigten Bereiche unter die Netzhaut ein. Sie haben sehr poröse Wände (Folge: Gewebeschwellung) und können einreißen (Folge: Blutung), weshalb man von später „feuchter“ oder, präziser, von neovaskulärer AMD spricht. Hauptrisikofaktoren sind Alter, erbliche Vorbelastung, Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, Rauchen sowie ungesunde Ernährung.

    Anzeichen

    Meist ist zuerst beim Lesen das Schriftbild durch verschwommene Flecken und graue Schatten überlagert. Gerade Linien erscheinen verzerrt. Dies ist besonders gut mit dem karoförmigen Amslergitter zu testen. Bei einer späten AMD können die Betroffenen in Nähe und Ferne nicht scharf sehen, behalten jedoch die Orientierung.

    Bild 1 Abbildung einer gesunden Netzhaut © AMD-Netz

    Bild 2 Abbildung verzerrte Linien beim Selbsttest mit dem Amslergitter oder bei Fliesen © AMD-Netz

    Bild 3 Abbildung eines Auges im Querschnitt © AMD-Netz

    Glaukom – grüner Star

    Verbreitung

    Das chronische Glaukom (Grüner Star) ist die zweithäufigste Erblindungsursache des Alters. In Deutschland sind davon ca. 930.000 Menschen betroffen. Hier können beide Augen zeitgleich oder zeitversetzt betroffen sein.

    Ursache

    Die zwei wichtigsten Risikofaktoren sind ein dauerhaft erhöhter Augeninnendruck und eine allmähliche Verschlechterung der Durchblutung des Sehnervs. Dies kann durch niedrigen Blutdruck und periphere Durchblutungsstörungen begünstigt werden. Weitere Risikofaktoren sind Alter, genetische Belastung sowie höhere Kurzsichtigkeit (Myopie).

    Anzeichen

    Im Laufe der Erkrankung wird der Sehnerv geschädigt. Gesichtsfelddefekte entstehen peripher und breiten sich langsam zentral aus. Dadurch werden sie meist längere Zeit nicht bemerkt. Begünstigt wird dies dadurch, dass die Erkrankung keine Schmerzen verursacht. Erst wenn die Gesichtsfelddefekte das Zentrum erreichen, bemerken die Betroffenen eine Verschlechterung des Sehvermögens, die irreversibel ist.

    Diabetische Netzhauterkrankung / Retinopathie

    Verbreitung

    Die dritthäufigste Erblindungsursache im Alter ist die diabetische Retinopathie, die bei Menschen mit Diabetes mellitus in 24-27 % (Typ 1) bzw. 9-16 % (Typ 2) der Fälle vorliegt.

    Ursache

    Risikofaktoren sind Dauer des Diabetes mellitus, schlechte Blutzuckereinstellung (gemessen am HbA1c), erhöhter Blutdruck und Vorhandensein einer diabetischen Nierenschädigung. Erhöhte Blutzuckerwerte führen zu einer zunehmenden Schädigung der Gefäßwände mit erhöhter Permeabilität (Folge: Netzhautödem und -blutungen), der nichtproliferativen diabetischen Retinopathie. Das Sehen wird bedroht durch die proliferative diabetische Retinopathie. Hier ist die Makula befallen, es entsteht das diabetische Makulaödem. Im weiteren Verlauf treten Gefäßverschlüsse auf, die zu Sauerstoffmangel und reaktiven Gefäßneubildungen (Gefäßproliferationen) führen.

    Anzeichen

    Bei nichtproliferativer diabetischer Retinopathie bestehen keine Beschwerden. Erst beim Makulaödem sehen Menschen mit Diabetes verschwommen. Bei proliferativer diabetischer Retinopathie können massive Blutungen und Netzhautablösung auftreten, die zu einem Sehen von „Rußregen“ und Schatten bis zur Erblindung führen.

    Welche Vorsorgeuntersuchungen sind unerlässlich für die Aufrechterhaltung der Augengesundheit?

    Menschen mit Diabetes sollten ihre Augen regelmäßig kontrollieren lassen:

    • Bei Nicht-Vorliegen einer Retinopathie alle 12 oder 24 Monate, abhängig vom HbA1c-Wert und dem Blutdruck
    • Bei bestehender Retinopathie nach augenärztlicher Empfehlung häufiger

    Für das Glaukom und die AMD gibt es bisher in Deutschland keine von den gesetzlichen Krankenkassen übernommenen Vorsorgeprogramme. Es gilt:

    • Ab dem 40.- 60. Lebensjahr sollte bei Personen ohne vorliegende Risikofaktoren im Abstand von fünf Jahren eine Glaukomfrüherkennung und Untersuchung der Netzhaut bei erweiterter Pupille erfolgen
    • Ab dem 60. Lebensjahr sollten diese Untersuchungen alle zwei bis drei Jahre erfolgen

    Generell gilt: Je früher die Erkrankungen erkannt werden, desto besser sind die Erfolgsaussichten für die Behandlung. Denn alle drei Augenerkrankungen können je nach Ausprägung medizinisch behandelt werden.

    In vielen Fällen können die Erkrankungen aufgehalten oder zumindest verlangsamt werden. Zerstörte Sehzellen können jedoch nicht repariert werden. Achten Sie auf Ihre Augen und nehmen Sie Kontrolltermine bei Ihrem Augenarzt wahr. Bei plötzlich auftretenden Veränderungen (verschwommenes oder verzerrtes Sehen) suchen Sie bitte sofort einen Augenarzt auf.

    AMD-Netz e. V.

    Hohenzollernring 60
    48145 Münster
    +49 251 935 – 5940 / [email protected]

    Weitere Informationen:
    www.amd-netz.de

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