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    Diabetes: „Eure Diagnose ist nicht das Ende der Welt!“

    Fotos: Privat

    Ihr seid nicht allein! Ganz im Gegenteil, wir sind viele, und wir können uns gegenseitig unterstützen.

    Typ-2-Diabetes – dabei denken viele an eine klassische Alterserkrankung. Dabei erkranken immer mehr Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Eine von ihnen ist Caro, die ihre Diagnose über Umwege im Alter von nur 27 Jahren bekam. Warum Aufklärung rund um Typ-2-Diabetes so wichtig ist und wie man trotz Erkrankung ein erfülltes Leben führen kann, erzählte uns Caro im Interview.

    Liebe Caro, du bist in recht jungen Jahren betroffen von Diabetes Typ 2. Wann und wie wurde denn bei dir die Diagnose gestellt?

    Tatsächlich war das reiner Zufall, weil ich keine typischen Diabetessymptome hatte und auch mein Alter nicht wirklich für einen Typ-2-Diabetes sprach. Was mir auffiel, waren rote Flecken an meinen Beinen, die am Anfang wie blaue Flecken aussahen und mit der Zeit größer wurden. Deswegen bin ich zum Hautarzt gegangen, aber auch durch Kortisonsalben gingen die Flecken nicht weg. Auf Anraten einer Freundin habe ich dann beim Hausarzt ein Blutbild erstellen lassen, und dann war der Fall schnell klar: Ich hatte Typ-2-Diabetes. Und das mit nur 27 Jahren.

    Das Leben mit einer chronischen Erkrankung ist nicht leicht: Wie gehst du mit deinen Beschwerden im Alltag um und gibt es Verhaltensweisen, die dir den Alltag erleichtern?

    Das tückische beim Diabetes ist, dass man oft gar nicht spürt, dass man die Erkrankung hat bzw. bis Folgeerkrankungen zum Vorschein kommen. Sichtbar wird es nur durch die Blutzuckermessung: Ich trage dafür oftmals einen Sensor, um meinen Blutzuckerspiegel kontinuierlich zu monitoren. Oder messe halt blutig. Beides muss ich allerdings selbst zahlen, da die Krankenkasse dafür nicht aufkommt. Seit der Diagnose lebe ich sehr viel bewusster. Ich war zwar noch nie ein Sport- oder Bewegungsmuffel und habe mich auch immer schon relativ gesund ernährt, aber diese Dinge haben jetzt nochmal einen anderen Stellenwert und ich betrachte sie aus einem anderen Blickwinkel. Früher habe ich nach einem stressigen Tag auch mal den Sport weggelassen, das versuche ich jetzt zu vermeiden und raffe mich trotzdem auf. Das gilt auch für die Ernährung. Klar gönne ich mir auch gern mal ein Stück Schokolade, aber das genieße ich dann ganz bewusst.

    DREI FAKTEN ZU TYP-2-DIABETES

    01Typ-2-Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung
    Die Bauchspeicheldrüse produziert zu wenig Insulin, zudem wirkt das vorhandene Insulin nicht mehr ausreichend. Die Folge ist ein zu hoher Blutzuckerspiegel.

    Hast du Sorge, dass Folgeerkrankungen auftreten könnten?

    Absolut. Die Flecken an meinen Beinen haben sich später zum Beispiel schon als Folge meiner Diabetes-Erkrankung herausgestellt. Da hatte ich Glück im Unglück, denn besonders unter jungen Betroffenen gibt es eine hohe Dunkelziffer, weil sich die Erkrankung noch nicht so deutlich zeigt. In der Zeit kann der Diabetes aber schon innere Schäden anrichten, die schwerer zu „reparieren“ sind. Und natürlich mache ich mir auch Gedanken über die Zukunft. Wie wird es werden, wenn ich irgendwann mal einen Kinderwunsch habe? Kann ich noch alt werden? Das sind Ängste, die immer mitschwingen. Aber das ist zugleich auch ein enormer Ansporn für mich, meinen Diabetes so gut wie nur möglich zu managen, damit ich diese Ziele auch erreichen kann. Ich kümmere mich daher gewissenhaft um meine Vorsorge- und Kontrolltermine und achte sehr auf eine entsprechende Lebensführung.

    02Symptome & Diagnose
    Da sich die Erkrankung schleichend entwickelt, erfolgt die Diagnose meist eher zufällig und oft erst recht spät. Eine frühe Diagnose ist aber wichtig, um gegensteuern zu können!

    Oftmals reagiert unser Umfeld nicht sehr verständnisvoll. Gerade wenn man nicht dem Gewichtsideal entspricht, kommt oft Gegenwind, man wird schnell als faul und träge abgestempelt. Welche Erfahrungen hast du persönlich gemacht?

    Stigmatisierung ist ein ganz wichtiges Thema, wenn es um Typ-2-Diabetes geht. Das betrifft mich schon allein aufgrund meines jungen Alters. Außerdem kenne ich die abschätzigen Blicke, die einen als Mensch mit Mehrgewicht treffen. Das kommt leider nicht selten im medizinischen Umfeld vor. Beispielsweise wenn man sich bei einem neuen Facharzt vorstellt. Während des Gesprächs folgt oftmals der scannende Blick von oben bis unten. Und man weiß genau, was im Kopf des Gegenübers vor sich geht: „Was ist denn bei ihr schief gelaufen?“ Manche sprechen es auch aus. Aus heutiger Sicht weiß man, dass bei Diabetes nicht nur mangelnde Bewegung oder das Essverhalten eine Rolle spielen. Da gibt es noch so viele weitere Faktoren. Hier wünsche ich mir deutlich mehr Wissen und vor allem auch Sensibilität gegenüber Betroffenen.

    03Blutzucker senken
    Oft können die Blutzuckerwerte bereits über die Anpassung des Lebensstils gesenkt werden. Ausreichend Bewegung, eine gesunde und ausgewogene Ernährung und Rauchverzicht sind die wichtigsten Maßnahmen.

    Du gehst auf Social Media sehr offen mit deiner Erkrankung um: Was war der Antrieb, so transparent über dein Leben zu sprechen?

    Ich war schon immer sehr Social Media-affin, aber habe zum Zeitpunkt meiner Diagnose kaum Profile von Menschen mit Typ-2-Diabetes gefunden. Dabei habe ich mir so gewünscht, anderen Betroffenen „über die Schulter“ schauen zu können und einen Einblick zu bekommen, wie man mit der Erkrankung umgehen kann. Deswegen habe ich dann entschieden, den ersten Schritt zu gehen und selbst jemand zu werden, der Einblicke gewährt und über Typ-2-Diabetes aufklärt. Denn die Stigmatisierung von Typ 2lern basiert oft einfach auf Unwissenheit. Deswegen möchte ich für nachfolgende Betroffene ein Stückweit den Weg ebnen, das Thema in die Öffentlichkeit holen und ihnen zeigen: Ihr seid nicht allein! Ganz im Gegenteil, wir sind viele, und wir können uns gegenseitig unterstützen.

    Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben, die selbst mit ihrer Situation kämpfen?

    Meine wichtigste Message ist: Eure Diagnose ist nicht das Ende der Welt! Klar, eine solche Diagnose ist scheiße, das kann man nicht anders sagen. Man sollte sicher Respekt vor der Erkrankung haben, da sie das ganze Leben beeinflusst. Aber man kann mit vielen kleinen Veränderungen viel bewegen und ein erfülltes Leben haben! Es dauert ein bisschen, bis man sich eingegroovt hat, aber auch dabei können Communities wie zum Beispiel über Patientengruppen oder über Social Media helfen!

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