Eine regelmäßige Messung der Fußsohlentemperatur unterstützt bei der Prävention des Diabetischen Fußsyndroms.
Diabetes ist ein großes Gesundheitsproblem, das mittlerweile ein alarmierendes Niveau erreicht hat. Die diabetesbedingten Gesundheitsausgaben steigen und besonders Schwellenländer wie Indien, Brasilien, Mexiko und China sind schwer betroffen. Weltweit sind über eine halbe Milliarde Menschen daran erkrankt. Diese Zahl wird voraussichtlich bis 2045 auf 700 Mio. ansteigen (IDF, 2021). Das macht Diabetes zu einem der am schnellsten wachsenden globalen Gesundheitsnotfälle des 21. Jahrhunderts.
Einer von vier Diabetespatienten entwickelt im Laufe der Erkrankung eine Neuropathie in den Füßen. Durch den aus dem Gleichgewicht gekommenen Insulinhaushalt entstehen sowohl an den Nervenenden als auch in den Blutgefäßen der Extremitäten Schäden; Druckschmerz, Hitze und Fehlbelastung werden von den Betroffenen nicht mehr wahrgenommen. Das führt zu überbeanspruchten Partien im Fuß und letztlich zu Verletzungen und Entzündungen. Wenn diese unbehandelt bleiben, sind Geschwüre und Wunden unvermeidbar. Sehr häufig sind kleine oder große Amputationen das Endresultat. Eine entsprechende Fußbettung bietet zwar notwendigen Schutz und Dämpfung, ist aber nicht immer ausreichend, um Patientinnen und Patienten vor den Folgen eines DFS zu schützen. In Deutschland sind heute etwa 2 Millionen Menschen betroffen, weltweit über 125 Millionen.
Eine individuelle und vollumfängliche Betreuung ist auch in Industrienationen kaum möglich. Allerdings kann häufig, lange bevor sich ein Problem am Fuß entwickelt, ein lokaler Temperaturanstieg gemessen werden. Wenn man diesen früh erkennt, könnte zeitnah eine adäquate Therapie eingeleitet werden. Sinnvoll ist es daher, die Fußtemperatur am besten kontinuierlich im Blick zu behalten.
1975 erkannten der Diabetologe Paul Brand und seine Kollegen erstmals, dass eine Entzündung des Fußes eine Vorstufe zu Fußkomplikationen bei Hochrisikopatienten mit Diabetes mellitus ist. Seitdem wird die Temperaturmessung zur Vorbeugung diabetischer Fußgeschwüre immer mehr eingesetzt. Ihr Erfolg wurde in mehreren, von Experten begutachteten Studien, gemessen und bewertet. Die sich an die regelmäßige Temperaturmessung anschließende temperaturgeführte Prävention wird inzwischen in klinischen Praxisleitlinien für Hochrisikopatienten mit Diabetes von der internationalen Arbeitsgruppe zum Diabetischen Fuß (IWGDF) und vielen weiteren nationalen und internationalen Organisationen empfohlen.
Um Patientinnen und Patienten bei der Prävention zu unterstützen und eine regelmäßige Temperaturüberwachung zu ermöglichen, gibt es verschiedene Produkte und Vorrichtungen. Vom herkömmlichen Infrarotthermometer über Messmatten und Sensorsocken bis hin zu smarten Einlegesohlen.
Letztere vereinen, auf sinnvolle Weise, eine gute Verfügbarkeit im Alltag, Dauerbelastbarkeit und Energieeffizienz und können Menschen bei der regelmäßigen Überwachung der Füße im Alltag unterstützen. So könnte eine sensorbestückte smarte Einlegesohle ein Frühwarnsystem für sich anbahnende Geschwüre sein. Durch Armstrong et al. wurde schon 2007 nachgewiesen, dass durch tägliche Messung der plantaren Fußtemperatur frühzeitig, circa fünf Tage vor Ausbruch der Geschwüre, ein Temperaturanstieg von mehr als 2° C nachweisbar ist. Seither wurden Technologie und Algorithmen immer weiter verbessert, so dass in jüngeren Studien mittlerweile mehrere Wochen im Voraus Warnhinweise gegeben werden konnten.
Eine umfangreiche Kontrolle der Füße muss für Menschen mit Diabetes, besonders im fortgeschrittenen Alter, zur täglichen Routine gehören, um ihre Mobilität lange zu erhalten. Die regelmäßige Temperaturmessung kann dabei ein entscheidender Baustein für die Prävention eines diabetischen Fußsyndroms sein.